Kategorien
Indien

Periyar Wildlife Sanctuary bei Kumily

Jetzt geht es nur noch Richtung Osten. In Chennai, so war der Plan, wollte ich in einen Flieger nach Bangkok steigen, um dort mein Visum für Vietnam zu besorgen. Ganz so schnell sollte es aber nicht gehen.

Zurück in die Western Ghats fuhr ich wieder einmal mit meinem indischen Lieblingstransportmittel – dem Bus. An schlechte Straßen habe ich mich mittlerweile gewöhnt und auch der Fahrstil meiner indischen Freunde kann mich nicht mehr schocken. Ich saß relaxed, ganz hinten links auf der Pritsche und holperte fünf Stunden, bergauf und bergab, durch das wundervolle Kerala. Die Zeit verging diesmal rasend schnell. Einen Teil dazu beigetragen haben zum einen sicherlich mein iPod, auf dem ein weiterer, toller Psychothriller von John Katzenbach lief, und zum anderen ein freundlicher Inder, der sich irgendwann nach einem weiteren Stopp des Busses, grinsend zu mir auf die Bank gesellte und auch gleich damit begann mich auszufragen. Die Standardfragen sind immer gleich: Wischkantrie? und jurneem? Daneben durfte ich Fragen zu meiner Religionszugehörigkeit, Familienstand, Verdienst und meiner Lieblingsfußballmannschaft beantworten. Dass ich Volleyball spiele interessiert hier übrigens niemanden.

Besonderes Interesse wecken auch Bilder aus der Heimat. Fotos von meinem Haus, meinem Auto und meinem Boot habe ich ja daheim gelassen und dafür nur ein Bild mitgenommen. Dieses ist aber besonders schön, was mir die Männer, die weiter vorn im Bus saßen und sich nun auch für unsere Unterhaltung interessierten, umgehend, kopfnickend bestätigten. Nach etwa einer Stunde schüttelte der bullige Mittvierziger mir noch einmal zum Abschied die Hand und verließ den Bus, genauso grinsend wie er eingestiegen war.

In Kumily suchte ich mir eine nette Bleibe und plante die nächsten Tage. Auf jeden Fall wollte ich die Safari-Tour mit einem dieser indischen Jeeps – wie man sie aus dem Fernsehen kennt – machen. In der Beschreibung wurde von einer vierzig Kilometer langen Fahrt durch den Regenwald gesprochen die von morgens 5:30 Uhr bis abends 18:00 Uhr dauern sollte. Die Programmbeschreibung versprach außerdem eine dreistündige, geführte Trecking-Tour zu Fuß durch den Regenwald, sowie eine Bootstour inklusive Vollverpflegung – also Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Gesagt, getan. Am übernächsten Tag war es soweit. Ich wurde kurz vor halb sechs abgeholt und verließ Kumily im Dunkeln, zusammen mit einer netten indischen, dreiköpfigen Familie aus Hyderabad, in einem klassischen Jeep Richtung Wildlife Sanctuary. Nach kilometerlanger Fahrt auf der Straße ging es dann auch endlich in die Wildnis. Ich saß natürlich vorn links im Fahrzeug, direkt neben dem Fahrer. Ich erhoffte mir so die beste Aussicht. Der Wagen schnaufte laut wenn es auf der geteerten Straße bergauf ging. Bergab stellte der Inder den Motor ab und so rollten wir fast lautlos, langsam und minutenlang über die schmale Straße. Es waren nur noch die polternden Räder und ein gleichmäßiges Klirren aus dem Motorraum zu hören. Ich bin kein Experte, aber es könnte die Zylinderkopfdichtung gewesen sein=] (Kann man die hören wenn der Motor aus ist?!)

Es war jetzt schon hell und wir späten aufmerksam nach links und rechts. Elefanten und Tiger sind zu dieser Zeit besonders aktiv. Plötzlich trat der Fahrer auf die Bremse und zeigte aufgeregt nach vorn in die Baumwipfel. Ich verstand zuerst nicht was er meinte, wusste aber: es können keine Elefanten sein. Nach wenigen Augenblicken sah ich sie dann aber. Black Monkeys. (Das sind schwarze Affen Mama:))

Hm, black Monkeys also. Naja, von Affen habe ich eigentlich genug, dachte ich so bei mir. Ich wollte endlich richtige, wilde Tiere sehen! So fuhren wir noch eine weitere halbe Stunde durch die Prärie, sahen aber nur noch mehr Affen und sonst nichts. Irgendwann sind wir irgendwo, mitten im Regenwald an einem Resort angekommen, wo es dann endlich was zu essen gab und der Koch uns aufklärte wie der Tag nun weiter gehen sollte: Frühstück, drei Stunden Trecking, Mittagessen gegen 13 Uhr, Bootsfahrt auf dem Stausee, 15 Uhr Kaffee trinken, Abendsnack gegen 16 Uhr, Heimreise.

Ich habe keine Treckingschuhe, nur meine braunen Adidas. Trotzdem wollte ich das offensichtliche Highlight des Tages nicht verpassen. Die indische Familie, mit der ich im Jeep dort angekommen war, hatte nur wenig Lust durch die Wälder zu stiefeln. So wurde ich in eine Gruppe von vier Franzosen gesteckt. Die beiden Pärchen – das eine jung, das andere älter – waren wirklich sehr nett. Sie taten sich aber schwer mit mir Englisch zu sprechen und plapperten, wie das bei Franzosen untereinander eben so ist, heiter in ihrer Muttersprache aufeinander ein. Und weil sich mein Französisch auf „scheneparlpafrancee“ beschränkt, blieb es bei einem smalltalk.

Bevor es in die Wildnis ging, stattete uns unser Führer mit lustigen Schutzsocken aus, die aussahen wie übergroße Nikolausstiefel. Die sollten wir uns über die Füße und Hosen ziehen, damit sich Blutegel nicht an unseren Beinen zu schaffen machen konnten. Die Teile waren super unbequem. Meine Schuhe fühlten sich an, als wären sie zwei Nummern zu klein. Egal, ich wollte Elefanten und Tiger sehen. Wir stiefelten eine Weile durch den Regenwald, als der Guide plötzlich stehen blieb und lauschte. Er lauschte auf der gesamten Tour sehr oft einfach so herum und ging dann wieder wortlos weiter.

Ich hatte die Tiger und Elefanten mittlerweile schon abgeschrieben, als der Bursche, von einer Sekunde auf die andere, schlagartig erstarrte und wie ein Unteroffizier der Bundeswehr in gebückter Haltung per Handzeichen den sofortigen Stopp befahl. Nur wenige Augenblicke später sah ich ihn dann mit eigenen Augen: Einen weißen Frosch. Ich war begeistert. Der Tag war gerettet. Eine weitere Stunde verging und wir erreichten das Basislager um genau dreizehn null null zum Mittagessen. Die Fahrt auf dem See verging genauso schnell wie der Rest der Zeit und ehe ich mich versah, war ich wieder in meiner Unterkunft in Kumily. Wirklich wilde Tiere habe ich an diesem Tag zwar nicht gesehen, aber der Trip in den Regenwald war trotzdem ein großartiges Erlebnis.

2 Antworten auf „Periyar Wildlife Sanctuary bei Kumily“

Ganz knapp daneben. Du darfst gern noch ein Mal raten. Dass ich von dir kein Bild dabei habe brauche ich nicht zu erwähnen, oder?! Nee, das kommt in dem Zusammenhang ja sowieso nicht infrage. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert